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20 Juli 2007
Mitternachtssonne in Abisko bzw. Verlaufen in der Wildnis

Letzte Woche haben wir (ich und Steffen) uns ein paar Tage frei genommen. Wir wollten uns die Mitternachtssonne in Abisko anschauen. Dazu flogen wir von Arlanda nach Kiruna und fuhren anschließend mit dem Zug nach Abisko. Mit durchschnittlich 12 Grad ist Juli der wärmste Monat in Kiruna.
Da nördlich von Kiruna die Gleise meist nur einspurig verlaufen und die Züge nur an bestimmten zweispurigen Stellen aneinander passieren können war es auch kaum verwunderlich, dasa der Zug erst einmal 1 Stunde Verspätung hatte.
Vom Flughafen ins Zentrum von Kiruna nahmen uns ein paar nette Jungs mit, die sich ein Auto gemietet hatten. Einen Bus gab es für unseren Flug erst gar nicht. In Kiruna landen am Tag 2 Flugzeuge...
Letztendlich kamen wir dann auch auf dem riesigen Bahnhof in Abisko an.

Von dort machten wir uns dann auch gleich auf den Weg, den Gipfel "Njulle" in einer Höhe von 1.164m zu erklimmen.
Der Spaß dauerte gute 3 Stunden. Der Weg ging teilweise auf sehr schmalen Pfaden extrem steil nach oben, über größere und kleinere Bäche und mitten durchs Gestrüpp. Aber dafür wurden wir letztendlich auch mit einem freien Blick auf die Mitternachtssonne belohnt.
Schon ziemlich ungewohnt, wenn man 24h am Tag wandern kann, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, dass einen die Dunkelheit überraschen könnte.

Nur blöd, dass ich dann oben auf dem Gipfel auf meinen Ellbogen fiel, als ich ein Foto machen wollte. Daher musste ich gleich am zweiten Tag (Sonntag) nach Kiruna, um die Wunde im dortigen Krankenhaus versorgen zu lassen.
Der Zug kam natürlich auch diesmal über eine Stunde zu spät...

Beim Bahnhof angekommen fragte ich dann gleich den erstbesten nach dem Weg zum Krankenhaus (ein total Besoffener wie ich schnell feststellte), der mich zu einer Frau brachte, die mich zum Krankenhaus fuhr.
Das fand ich durchaus sehr nett. Eigentlich hatte ich ja nur nach dem Weg gefragt und bekommen hatte ich ein kostenloses Taxi.
Nachdem die Wunde im Krankenhaus gereinigt und versorgt worden war bekam ich noch einen Vorrat Antibiotika für die nächsten paar Tage gegen eine Infektion und konnte mich wieder auf den Weg machen.

Obwohl ich erst am nächsten Tag um 7:53 Uhr mit dem Zug nach Abisko fahren konnte, fragte ich gleich mal einen "Einheimischen" (Afghanen) nach dem Weg zum Bahnhof. Dieser lud mich dann auf ein paar Tassen Kaffee zu sich nach Hause ein.
Danach suchte ich mir eine nette Waldlichtung neben einem See um mir am Feuer eine Dose Gulasch heiß zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass das mit nassem Holz funktioniert. Aber nach einer Weile hatte ich tatsächlich ein Feuer zustande gebracht und war mächtig Stolz auf mich *grins*.

An dieser Stelle noch mal Vielen Dank an meinen Mitbewohner Steffen, durch den ich gelernt habe, dass Birkenrinde sich als Ersatz für Zeitungspapier optimal zum Feuer machen eignet und dass man nasse Schuhe ganz einfach trocknen kann, indem man Zeitungspapier hinein stopft.

Am nächsten Tag ging es dann wieder mit dem Zug nach Abisko, der erstaunlicherweise nur eine Verspätung von 45 Minuten hatte.

Bei Abisko Turiststation angekommen, fragte ich erst mal ein paar nette Wanderer ob ich ein Foto von ihrer Karte machen darf. Da Steffen ja unsere Karte hatte, wollte ich als geiziger Schwabe natürlich keine Zweite kaufen. "Perfekt" für die Wanderung ausgerüstet, machte ich mich also auf den Weg.

Ich wanderte also noch mal auf den Gipfel von Njulla (1.164m) um mich bei Abiskojaure-stugorna mit Steffen zu treffen. Diesmal machte ich nicht so viele Pausen wie beim ersten mal, da einen während dem Laufen die Stech-Mücken eher in Ruhe lassen. Ich kam daher schon nach nicht mal ganz 2 Stunden auf dem Gipfel an.
Auf dem Weg dort hin passierte ich wieder jede Menge Quellen, Flüsse usw. Das tolle daran ist, dass man aus jedem fließenden Wasser im Nationalpark ohne Bedenken trinken kann.

Von oben ging meine Tour also weiter. Nur blöd, dass man mit der Digitalkamera beim Betrachten der Bilder nur beschränkt hinein zoomen konnte. Ich konnte am Display auch keine Fluss- oder Berg-Namen lesen, was die Navigation auch nicht wirklich erleichterte. Dass die großen roten Kreuze die Winterwege kennzeichneten (ab und zu ging es über Sümpfe und Bäche) wusste ich bis dahin auch noch nicht. Die Sommerwege waren mit Steinhaufen markiert.

Es kam also wie es kommen musste ...

Ich stand nach einigen Stunden laufen mit klatsch-nassen Schuhen in sumpfigem Gebiet vor einem Bach, den ich nicht überqueren konnte. Dazu kam auch noch, dass ich am falschen Fluss entlang gelaufen war, was ich dann auch bald bemerkte. Nachdem ich diesen falschen Fluss nicht überqueren konnte, um zum richtigen Parallelfluss zu gelangen kehrte ich um nach Abisko. Ich stand also um 20 Uhr (nach 7 Stunden wandern) wieder am selben Punkt von dem ich gestartet war.

Aber das ist ja noch lange kein Grund aufzugeben. Ich schaute mir also noch mal eine richtige Karte an und lief auf der anderen Seite des (diesmal richtigen) Flusses wieder Richtung Abiskojaurren um mich wie ausgemacht mit Steffen zu treffen. Telefonisch war er ja nicht erreichbar, weil wir beide keinen Empfang hatten.

Da ich ja beim ersten Versuch gelernt hatte, dass die großen roten Kreuze ab und zu durch sumpfiges Gebiet gingen und vor Bächen enden können (im Winter ja beides kein Hindernis), hatte ich kein all zu großes Vertrauen mehr in diese Markierungen.

Daher folgte ich diesen Markierungen nicht mehr und lief lieber am Fluss entlang. Wenn ich nur diese Brücke auf dem Karten-Foto auf dem Display meiner Kamera richtig erkannt hätte. Es sah so aus als würde diese Brücke den Fluss überqueren, dem ich folgen wollte. In Wirklichkeit überquerte sie einen Seitenfluss dem ich nun fälschlicherweise folgte. Weil ich an dieser Stelle für eine Weile keine freie Sicht auf den Fluss hatte bemerkte ich die leichte Richtungsänderung leider nicht...

Ich lief also wieder in die falsche Richtung, während Steffen schon auf mich wartete. Er hatte nämlich die Deutschen getroffen von deren Karte ich das Foto gemacht hatte. Die hatten ihm von einem Typen erzählt, der mit einem verletzten Arm, Antibiotika, viel Gepäck und einer fotografierten Karte durch die Wildnis touren wollte. Da wusste er gleich Bescheid.

Spätestens als auf meinem Weg ein großes totes Tierskelett mit weißem Fell und direkt neben meinem schmalen Pfad eine Eule ihr Nest hatte - sie gab wütende Knackslaute von sich - hätte mir klar werden müssen, dass ich mich keinesfalls mehr auf einem tagtäglich von Touristen begangenen Wanderweg mehr befinden konnte.
Außerdem fiel mir ein, dass man laut singen soll, damit man keine Tiere durch sein leises Kommen überrascht und diese sich bedroht fühlen. Also fing ich an zu singen: "Alle meine Entchen schwimmen auf dem See..."

Allerdings war der Trampelpfad schon nach vier Stunden (00:30 Uhr) komplett zu Ende. Also schlug ich mein Nachtlager auf um mich zum schlafen hin zu legen.

Am nächsten Tag wanderte ich wieder zurück nach Abisko, da mit Steffen ausgemacht war, dass wir uns dort treffen würden, falls wir uns an der Hütte am Ende des Canyons nicht finden sollten.
Auf dem Weg zurück traf ich dann aber zufällig doch noch den Steffen, der mir dann auch noch den Weg zum Canyon (Kungsleden) zeigte, den ich die ganze Zeit ohne Karte vergeblich gesucht hatte.

Wer noch mehr über unseren Spaß im Urlaub erfahren möchte, kann mich ja mal auf den Weg von Kiruna zum Flughafen, LKAB oder den roten Hubschrauber ansprechen.

Kommentare

Kommentiert durch: Yvonne Homepage= am 23 Juli 2007
Hi Jan,
du machst ja mal wieder Sachen... ich hoff es ist nicht der Ellenbogen, den du in Ulm erst verletzt hattest??
Immerhin hast du bei deinem Ausflug viel von der Gegend gesehen und das ist doch auch mal schön!
LG
Yvonne

Kommentiert durch: Jan Helber Homepage= am 30 Juli 2007
Äh ... doch ... genau der Ellbogen.
Aber war nicht so schlimm.

Jo, viel gesehen hab ich schon. Der Ausflug war ultra geil!

Kommentiert durch: Nadine Homepage= am 1 August 2007
Mutig, Mutig, das muss ich schon zugeben. Allein, ohne Karte in die tiefste Wildnis. Du hättest dich verlaufen können *grins*

Kommentiert durch: Jan Helber Homepage= am 29 Januar 2008
Seit ich das Programm CacheWolf in Kombination mit GoogleMV1 habe gehts mir bestens. *g*

Mit dem einen Programm (GoogleMV1) kann man GoogleKarten als JPG-Bilder herunter laden und mit dem Anderen (CacheWolf) kann man auf diesen Karten navigieren.

Voll geil ... man sieht immer wo man sich befindet ... egal welche Wildniss.

Kommentiert durch: dharmendra k Homepage= am 21 Mai 2016
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